Dachausbau: Wohnen unter dem DachAllgemein

Veröffentlicht am 07 Juli 2010 von Erik

Wohnen unterm Dach hat sich grundlegend verändert. Früher galt die Dachgeschosswohnung als typisches “Arme-Schlucker-Domizil”, war oft dem Hauspersonal vorbehalten. Die Fenster waren meist winzig und es zog durch die Pfannen. Diese Zeiten sind lange vorbei: Wohnen unterm Dach liegt im Trend. Der nachträgliche Dachausbau ist dabei ein beliebter Tummelplatz für Heim- und Hobby-Handwerker. Doch Vorsicht: Ohne sorgfältige Planung kann das Dach zur Dauer-Baustelle werden. Wie man mit Hilfe moderner Baustoffe unterm Dach erfolgreich Wohnraum schafft, wird nachfolgend erläutert.

Wird das Dachgeschoss nachträglich ausgebaut, muss auf jeden Fall zunächst ein Fachmann die Bausubstanz prüfen. Zu klären sind beispielsweise folgende Fragen: Ist der Ausbau genehmigungs- pflichtig? Wird die Statik berührt? Reicht die Tragkraft des Bodens? Ist der Dachstuhl frei von Schädlingen? Sind diese Fragen beantwortet, beginnt die eigentliche Planung des Bauvorhabens. Dieses lässt sich in drei wesentliche Bereiche unterteilen, für die jeweils Entscheidungen über Material und Vorgehensweise zu treffen sind: Die Dachdeckung, die Wärmedämmung, die Fenster.

Tipp 1: Ziegel, Schiefer, Dachstein

Ein fachgerecht gedecktes Dach prägt 50 Jahre und länger das Erscheinungsbild des Hauses. Grund genug also, sorgfältig auszuwählen. Und sich im Zweifelsfall eher für klassische Formen und Farben denn für allzu modische Varianten zu entscheiden – auch im Hinblick auf den Wiederverkaufswert eines Hauses ein wichtiges Kriterium. Ob Dachziegel, Schindeln oder Betondachstein – das Angebot an Materialien, Formen und Farben ist jedenfalls enorm.

Der Klassiker: Dachziegel aus Ton und Lehm gibt es seit 2.500 Jahren. Sie werden bei 900 Grad gebrannt. Je nach Geschmack und Dachkonstruktion kann man zwischen verschiedenen Formen wählen. Glasierte Biberschwanzziegel sind dank eines zweiten Brennvorgangs besonders witterungsfest. Wer sich für Ziegel entscheidet, muss pro m2 Dachfläche mit Kosten ab 16 € für Material und Eindeckung rechnen.

Die Vornehme: Schiefer ist 400 Millionen Jahre alt. Von Hand zu Schindeln verarbeitet, ist seine Haltbarkeit als Dacheindeckung mit bis zu 100 Jahren enorm. Zudem verleihen die seidig schwarz schimmernden Schindeln (auch Rot- und Grüntöne sind erhältlich) einem Haus eine edle Ausstrahlung. Diese Vornehmheit hat ihren Preis: Für ein Dach mit Schieferschindeln in Bogenschnittdeckung muss man mindestens 40 €/m2 investieren.

Der Erfolgreiche: Erst Ende des 19. Jahrhunderts erfunden, haben Dachsteine bzw. Betondachsteine heute bereits den größten Marktanteil. Die so genannte “Frankfurter Pfanne” ist die meistverlegte Dachpfanne Deutschlands. Ausgangsstoffe sind quarzhaltiger Sand, Portlandzement und Wasser. Durch die Beimischung von Pigmenten sind viele Farbtöne möglich. Die Beliebtheit von Dachstein ist sicher auch eine Preisfrage: Hier ist man schon ab 8 €/m2 dabei.

Tipp 2: Wärmedämmung

Ob Neubau oder sanierter Altbau: Ein Dach muss die strengen Richtlinien der Energieeinsparverordnung erfüllen. Die schreibt einen Wärmedurchgangswert von 0,30 W/m2 k vor, was bei einer Zwischen- sparrendämmung einer Dämmstärke von 16 cm Mineralwolle entspricht. Es sind heute aber auch Dämmstärken bis zu 24 cm durchaus üblich. Nicht nur der strengen Maßstäbe wegen sollten die An- forderungen auch bei einem nachträglichen Dachausbau unbedingt eingehalten werden. Wird ein bewohnter Dachraum unzureichend wärmegedämmt, steigen die Heizkosten enorm.

Es gibt drei unterschiedliche Methoden zur Wärmedämmung des Daches. Die optimale Lösung ist die Aufsparrendämmung, die allerdings nur bei einem neu errichteten bzw. einem neu gedeckten Dach möglich ist. Wie der Name schon sagt, liegt dabei das gesamte Dämmmaterial auf den Dachsparren. Dadurch können keine Wärmebrücken entstehen. Die am häufigsten angewendete Methode ist die Zwischensparrendämmung, bei der die Räume zwischen den Sparren mit Dämmstoff ausgefüllt werden. Sind die Sparren nicht mindestens 16 cm stark, müssen sie verstärkt (“aufgedoppelt”) werden, um die erforderliche Dämmstärke zu erreichen. Eine Untersparrendämmung wird aufgebracht, wenn die bereits bestehende Dämmung nicht ausreicht. Damit rückt allerdings der so genannte “Taupunkt”, an dem die Luftfeuchtigkeit kondensiert, in die Dämmung. Um dadurch entstehende Feuchteschäden zu verhindern, ist die Abdichtung mit einer Folie nötig. Der so genannten Dampfsperre, die verhindert, dass die Feuchtigkeit der Raumluft in die Dämmung eindringt, gebührt grundsätzlich große Sorgfalt. Denn Feuchteschäden reduzieren nicht nur den Dämmwert, sondern gefährden auch die Stabilität des Dachstuhls.

Vielfältiges Angebot bei Dämmstoffen

Für welchen Dämmstoff sich Häuslebauer und Dachsanierer entscheiden, hängt neben der jeweiligen Dachkonstruktion vom Preis und Umweltbewusstsein ab. Mineralwolle und geschäumte Kunststoffe sind billiger und leichter zu verarbeiten, Zelluloseflocken, Schafwolle und Hanf werden dagegen weniger energieintensiv hergestellt und können problemlos recycelt werden. Den weitaus größten Marktanteil hat auf jeden Fall die Mineralwolle, die von der Industrie in einer Vielzahl von Formen und Farben auf die Verarbeitung durch den Heimwerker zugeschnitten wird. Versehen mit dem RAL-Gütesiegel “Erzeugnisse aus Mineralwolle” birgt sie – im Gegensatz zu älteren Produkten – auch kein Gesundheitsrisiko.

Tipp 3: Dachfenster

Ausreichend natürliches Licht macht einen Wohnraum behaglich. Das gilt auch fürs bewohnte Dachgeschoss. Beim Ausbau müssen also ausreichend Fensterflächen eingeplant werden. Die meisten Landesbauordnungen schreiben sogar eine bestimmte Mindestfensterfläche (im Verhältnis zur Raumgrundfläche) vor. Auch in den Bauordnungen der einzelnen Gemeinden finden sich häufig Vorschriften hinsichtlich Größe und Form der Fenster. Über die für sie maßgeblichen Bestimmungen sollten sich Bauherren rechtzeitig informieren.

Einfach einzubauen und preiswert sind Dachflächenfenster. Sind diese allerdings nach Süden oder Südwesten ausgerichtet, kann die Sonne – vor allem in den Sommermonaten und bei flacher Dachneigung – das Dachgeschoss extrem aufheizen. Ohne Verschattung geht es also nicht. Gaubenfenster lassen zwar weniger Licht in den Raum, haben aber einen entscheidenden Vorteil: Sie vergrößern die Wohnfläche. Ist nur relativ wenig Platz unterm Dach vorhanden, sind sie daher die bessere Wahl.

Quelle: Schwäbisch Hall

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