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Frauen in Indien – Eine echte Ueberraschung

Posted on 03 April 2009 by GymLi

Bevor ich nach Indien fuhr hatte ich nur eine sehr diffuse und wahrscheinlich stark verzerrte Vorstellung vom Leben indischer Frauen, die sich mit den Schlagwoertern Sari, Unterordnung, Benachteiligung grob umreissen laesst.

Dieses Frauenbild konnte ich in vielerlei Hinsicht durch den Besuch hier revidieren. In der ersten Woche haben wir viele starke Maedchen, Muetter, Lehrerinnen und Dozentinnen sowie Frauen in Fuehrungspositionen kennengelernt, die nicht nur ihre Meinungen klar aeussern und sehr intelligent sind, sondern den Maennern auch in vielen Bereichen ueberlegen, oder zumindest ebenbuertig sind.

So schien es uns, dass es besonders die Muetter unserer Austauschschuelerinnen waren, die den Schueleraustausch mit grosser Offenheit und grossem Interesse verfolgten. Es waren auch bei den Besuchen in den Familien und bei Rundreisen sehr oft die Frauen, die das Gespraech mit uns suchten.

Der Erziehung und guten Ausbildung der Maedchen wird von Vaetern wie Muettern ein hoher Stellenwert eingeraeumt und in Gespraechen mit Eltern wurde dies immer wieder betont. Viele der Austauschschuelerinnen sind besonders naturwissenschaftlich interessiert und wollen auch nach der Schule als Ingenieurinnen arbeiten. Von klassischen „Maedchenfaechern“ keine Spur !!!

Fuer eine der Lehrerinnen ist es selbstverstaendlich, dass sie mehr als ihr Mann verdient und dass Wohnung und Auto auf ihren Namen laufen (An der gemeinsamen Wohnungstuer steht z.B. auch nur ihr Name). Als Gastgeschenk wurde Herrn Staehle die Biographie der ersten indischen Frau geschenkt, die Indien bei der UNO vertritt.

Andererseits verbluefft uns dann aber in anderen Bereichen das sehr traditionelle Rollenverstaendnis, das dieselben Frauen  vertreten.

So tragen z.B. indische Frauen, die verheiratet sind eine besondere Kette und einen Ring am zweiten Zeh einen Ring, auf unsere Frage was denn die verheirateten  Maenner tragen, ernteten wir aber nur verwunderte Blicke.

Schallendes Gelaechter und ein „running gag‘ ergab sich aus folgender Situation. Wie uns an einem Baum gezeigt wurde, binden indische Frauen zu einer bestimmten Jahreszeit Baumwollfaeden um diese spezielle Baumart und bitten die Goetter damit um ein langes Leben ihrer Ehemaenner. Unsere Frage, was denn die Maenner unternehmen um das Leben ihrer Frauen zu „verlaengern“, schien eine Frage zu sein, die voellig ausserhab jeder Vorstellung lag und hatte die oben beschriebene Reaktion zur Folge.

Natuerlich sind wir uns darueber im Klaren, dass wir vor allem mit Frauen der gehobenen Mittelschicht zu tun haben und unsere Eindruecke keineswegs fuer ganz Indien representativ sind.

Dennoch denke ich, dass wir von den Frauen Indiens in Zukunft noch einiges hoeren werden.

S.T.

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